24.7.03

Als Innensenator Lummer in einem frisch geräumten Haus in Siegerpose eine Pressekonferenz abhält, brüllen die angesichts der Übermacht eher friedlichen Demonstranten vor dem Haus in ohnmächtiger Wut. Sie werden mit Knüppeln und Hunden die Straße hinuntergejagt. Einer von ihnen wird dabei in einen BVG-Bus getrieben und stirbt unter den Rädern. Die Polizei räumt mit Wasserwerfern und Tränengas die Todesstelle, Stiefel zertreten die Blumen, die auf die Blutlache gelegt wurden. Am Abend demonstrieren über 20 000, und in der unvermeidlichen, brutalen Schlacht nehmen viele zum ersten Mal seit '68 wieder einen Stein in die Hand. Das allgemeine Erschrecken in den Tagen danach, die Betroffenheit, Krisensitzung zum Erhalt des inneren Friedens, schwere Vorwürfe gegen den "blutigen lnnensenator" können letztlich nicht darüber hinwegtäuschen, daß dieser Tag eine entscheidende Niederlage für die Bewegung ist. Ein Mythos ist gebrochen, der 12. 12. hat seine grausame staatliche Revance erlebt, der Aufbruchsstimmung folgt unwiderruflich das Rollback, und zwischen den Fronten liegt ein Toter: Klaus-Jürgen Rattay.

autonome szene potsdam 80er

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